Hast du den Verdacht, dass dein Kind unter Zuckersucht leidet, und du fragst dich, woran du das erkennen kannst und vor allen Dingen was du dagegen unternehmen kannst? Dann bist du hier richtig!
Kurze Zusammenfassung
Zuckersucht bei Kindern ist ein komplexes Thema, bei dem nicht nur die Menge des konsumierten Zuckers eine Rolle spielt. Anzeichen wie ständiges Verlangen nach Süßem, Heißhunger, Stimmungsschwankungen oder Naschen als Trost oder bei Stress können auf eine Problematik hindeuten. Ursachen liegen in der Verfügbarkeit von Zucker, einer unausgewogenen Ernährung, den körperlichen Reaktionen auf Zucker und darin, dass Süßigkeiten oft als Trostspender verwendet werden. Eltern spielen eine wichtige Rolle, indem sie ihre Kinder im Umgang mit Zucker begleiten und Regeln aufstellen, damit die Kinder im Zuckerdschungel nicht verloren gehen. Noch wichtiger ist aber, dass die Eltern für die Kinder emotional zur Verfügung stehen, damit die Süßigkeiten nicht diese Rolle einnehmen. Ein übermäßiger Zuckerkonsum kann gesundheitliche Folgen haben. Ziel ist es, dass Kinder ein entspanntes Verhältnis zu Zucker aufbauen und sich nicht emotional an ihn binden müssen.
Als allererstes möchte ich dir eine Sorge nehmen, denn ich kann mir vorstellen, dass das kein einfaches Thema für dich ist und du die Schuld für eine mögliche Zuckersucht bei deinem Kind vielleicht sogar bei dir suchst. Aber es ist nicht deine Schuld, wenn dein Kind ein Thema mit dem Zucker hat.
Du wirst sehen, dass es viele Ursachen für Zuckersucht bei Kindern gibt. Und es gibt auch einige Möglichkeiten, wie du dein Kind beim Essen liebevoll begleiten kannst. Am Ende erkläre ich dir noch, warum es in meinen Augen bei diesem Thema auch ganz stark um dich geht.

Wie viel darf mein Kind naschen? Was ist zu viel? Ab wann wird mein Kind zuckersüchtig?
Lass uns mit diesen Fragen anfangen. Die meisten, die mich das fragen, wünschen sich von mir eine konkrete Angabe für eine tägliche Zuckermenge für ihr Kind, an die sie sich halten können, damit ihr Kind mit dem Thema Zuckersucht nichts zu tun bekommt.
Oder sie wünschen sich Empfehlungen für guten Zuckerersatz, mit dem sie auf der sicheren Seite sind.
Du vielleicht auch? Dann wüsstest du, wie viel dein Kind naschen darf, und damit wäre im besten Fall alles geregelt!
Nach all den Erfahrungen, die ich in meinen Coachings mit zuckersüchtigen Klienten gemacht habe, glaube ich heute nicht mehr daran, dass die Lösung für den Zuckerkonsum der Kinder (auch im Erwachsenenalter) darin liegt, wie viel Zucker ihr den Kindern gebt.
Die Menge des Zuckers im Kindesalter ist in meinen Augen nicht der ausschlaggebende Faktor.
Im Endlich zuckerfrei! Intensiv-Programm (Das Programm für Zuckersüchtige) sind Teilnehmer, die als Kinder ganz normal Zucker gegessen haben. Das heißt, sie durften Zucker essen, aber irgendwo gab es auch Grenzen.
Dann haben wir Zuckersüchtige, die als Kinder gar kein Zucker essen durften. Deren Eltern waren z.B. Vollwertler und haben darauf geachtet, dass die Kinder keinen raffinierten Zucker bekommen.
Und dann haben wir Zuckersüchtige, die in ihrer Kindheit überhaupt keine Beschränkungen hatten. Sie hatten quasi den freien Zugang zum Süßigkeitenschrank – und sie sind auch zuckersüchtig geworden.
Die Menge des Zuckers im Kindesalter ist anscheinend nicht der entscheidende Faktor, ob ein Mensch zuckersüchtig wird.
Nichtsdestotrotz ist es sicherlich sinnvoll, Kindern auch Regeln aufzustellen und sie im Umgang mit Zucker zu begleiten.
Genau wie mit dem Medienkonsum brauchen Kinder in einer Welt voller Zucker den Beistand eines Erwachsenen, der einen kühlen Kopf behält und die Kinder durch den Zuckerdschungel führt und sie lehrt, mit den Versuchungen umzugehen. Damit sie sich nicht wirklich total krank daran essen.
Zucker sorgt dafür, dass in unserem Gehirn Dopamin ausgeschüttet wird, ein Hormon, das uns uns gut fühlen lässt. Ein kurzes Vergnügen, das stärker ist als viele gute Vorsätze und Vernunft. Sogar Erwachsene haben daher oft Probleme, mit dem Zucker gesund umzugehen, wie sollen das Kinder alleine schaffen?
Die Auswirkungen von Zucker auf unseren Körper sind nicht zu missachten.
Wir beobachten immer mehr Kinder, die an Diabetes Typ 2 (“Altersdiabetes”) erkranken oder eine Fettleber bekommen. Und das hat damit zu tun, dass der Zuckerkonsum in den letzten Jahrzehnten so stark gestiegen ist. Unser Körper schafft es nicht, mit so großen Mengen Zucker gesund umzugehen. Auch nicht der kindliche Körper. Zucker macht krank, wenn wir zu viel und zu oft davon essen.
Wie viel darf dein Kind jetzt naschen?
Man sagt, dass die Grenze für Erwachsene 25 g Zucker am Tag sind und für Kinder wird davon die Hälfte empfohlen, also 12,5 g Zucker pro Tag.
Das ist nicht viel! Diese Menge ist mit einem Kindersnack eigentlich schon erreicht. (Darauf gehe ich weiter unten noch ein.)

Symptome von Zuckersucht bei Kindern: Wie kann ich erkennen, ob mein Kind unter einer Zuckersucht leidet?
Damit du eine mögliche Zuckersucht bei deinem Kind erkennen kannst, habe ich dir hier einige typische Symptome von zuckersüchtigen Kindern zusammengetragen. Sie unterscheiden sich nicht wesentlich von den Symptomen, die ich auch bei zuckersüchtigen Erwachsenen und früher bei mir selbst beobachtet habe.
» Dein Kind möchte oft unbedingt was Süßes essen.
Dein Kind fragt z.B. so gut wie immer nach Nachtisch und gibt auch nicht auf, wenn du Nein sagst. Es isst insgesamt lieber süß als salzig, isst beim Hauptgang eher wenig, um z.B. Platz für den Nachtisch zu lassen oder weil es keinen Appetit hat. Am liebsten würde dein Kind nur süß essen.
» Dein Kind leidet unter Heißhungerattacken und hat schnell wieder Hunger.
Wenn dein Kind viel Zucker oder auch einfache Kohlenhydrate wie Weißbrot oder Weißmehlnudeln isst, kann das dafür sorgen, dass der Blutzucker deines Kindes stark schwankt. Und diese Blutzuckerschwankungen führen zu (Heiß)Hunger auf Süßes und sorgen dafür, dass die Sättigung nicht so lange anhält. Je tiefer der Blutzuckerspiegel sinkt, desto dringender wird der Hunger. In manchen Fällen wird das zuckersüchtige Kind hangry oder auch aggressiv. Es muss jetzt einfach schnell Energie her! Das ist kein Spaß mehr. Der Körper braucht unbedingt schnelle Energie.
» Dein Kind könnte immer naschen und zwar viel.
Dein Kind hat eigentlich immer Lust auf Süßes. Du beobachtest nicht, dass dein Kind mal “Nein, danke!” sagt. Wenn es einfache Kohlenhydrate oder Zucker isst, hört es nicht auf zu essen, bis du ihm Stopp sagst. Es scheint kein körperliches Stopp- oder Sättigungssignal zu bekommen. (Was kein Wunder ist. Die Fructose im Zucker hält den Appetit aufrecht.)
» In Stresssituationen isst dein Kind Süßes.
Wenn dein Kind gestresst ist, dann wird es oft mit Süßem beruhigt. Das funktioniert, ist aber keine gute Strategie, wenn man sie bei Stress immer anwendet. Probier vielleicht mal, dein Kind in den Arm zu nehmen und Verbindung zu ihm aufzubauen, bis es sich beruhigt
» Dein Kind liebt Pasta und Brot.
Wenn dein Kind die Wahl hat, zieht es Nudeln, Weißbrot, Kartoffeln und Kuchen vor. Das sind typische Kinderessen, aber die Stärke in diesem Essen wirkt ähnlich wie Haushaltszucker in unserem Körper.
» Dein Kind hat gesundheitliche Probleme.
Ein zu hoher Zuckerkonsum kann gesundheitliche Probleme auslösen. Es kann z.B. zu Haut- oder Darmproblemen kommen oder zu häufigen Infekten, weil das Immunsystem geschwächt ist. Darüber hinaus ist viel Zucker aber der Wegbereiter für viele andere Erkrankungen, z.B. für, wie oben schon erwähnt, eine Fettleber oder Altersdiabetes Typ 2.
» Dein Kind reagiert gereizt, wenn du ihm Süßes verbietest.
Dann sieht es ganz danach aus, dass ein Zuckerverbot Stress im Kind auslöst. Wenn dein Kind zuckersüchtig ist, ist es doch kein Wunder, dass es genervt ist, wenn du ihm den Zucker entziehst. (Siehe auch Entzugserscheinungen)
» Dein Kind ist launisch.
Wenn der Blutzuckerspiegel durch häufigen und hohen Zuckerkonsum schwankt, schlägt sich das oft auf die Stimmung. Es kann zu Stimmungsschwankungen kommen. Direkt nach dem Zuckeressen ist die Laune meist gut, aber mit dem Absinken des Blutzuckerspiegels geht auch die Laune in den Keller.
Auch das typische Phänomen des Morgenmuffels beobachtet man bei Zuckersucht.
» Dein Kind kann sich nicht gut konzentrieren.
Zu viel Zucker führt häufig zu einem Gefühl von Nebel im Kopf und als ob man nicht so gut und klar denken kann.
Jetzt kommen wir noch zu ein paar Symptomen, die sich eher bei älteren Kindern, Teenagern oder Jugendlichen, beobachten lassen.
» Dein Kind hortet Süßigkeiten.
Und ist so immer gut versorgt. Das Taschengeld wird vielleicht auch für Süßigkeiten ausgegeben.
» Dein Kind nascht heimlich.
Hast du schon mal mitbekommen, dass dein Teenager- oder jugendliches Kind heimlich nascht oder versucht, Süßigkeitenpapiere unbemerkt zu entsorgen?
» Dein Teenager- oder jugendliches Kind bricht seine Vorsätze und hat Rückfälle.
Häufig wollen ja gerade Jugendliche auf die Figur achten. Will dein Kind auch weniger Süßigkeiten essen, aber schafft es einfach nicht? Dann könnte es daran liegen, dass es zuckersüchtig ist.
» Leidet dein Kind unter seinem Süßigkeitenkonsum.
Isst dein Kind mehr Süßes, als es möchte, und leidet darunter?
Das kann ein großer Hinweis auf eine Zuckersucht sein. Eine Definition von Sucht ist, dass man etwas tut, was man eigentlich nicht tun möchte und/oder das einem schadet, und man tut es trotzdem immer wieder. Wie ist das bei deinem Kind? Oder dir in Bezug auf Zucker?
» Dein Kind hat Entzugserscheinungen
Es kann übrigens auch zu Entzugserscheinungen kommen, wenn der Zuckernachschub ausbleibt. Im Endlich zuckerfrei! Intensiv-Programm nehmen immer wieder auch ganze Familien teil und Kinder erleben den Entzug genau wie Erwachsene z.B. mit Gereiztheit und Müdigkeit.
» Dein Kind ist emotional an Zucker/Essen gebunden.
Dein Kind zieht sich mit Süßem zurück und isst Süßes, wenn es traurig ist. Es hat gelernt, dass Süßes in schwierigen Momenten helfen kann und nutzt den Zucker vielleicht mehr als seine Probleme mit dir zu teilen.
Wenn du dein Kind (oder auch dich) in einigen Punkten wiedererkannt, kann es gut sein, dass es ein Thema mit Zucker hat.

Was sind die Ursachen für Zuckersucht bei Kindern?
Es gibt verschiedene Ursachen dafür, dass Kinder zuckersüchtig werden. Sie haben mit unserer Umwelt, dem Essen, das wir essen, zu tun, mit emotionalen Gründen und auch damit, dass unser Körper uns für Zuckeressen belohnt. Wir schauen uns das etwas genauer an!
» In Kinderessen steckt viel Zucker.
Eigentlich glaube ich nicht an das Konzept “Kinderessen”, außer es ist als Marketingkonzept zu verstehen. An Eltern, die nur das Beste für ihr Kind wollen, lässt sich mit guter Werbung viel “Kinderessen” verkaufen. 😉
Aber gerade in Kindersnacks ist oft eine Menge Zucker enthalten, auch wenn er unter gesund klingenden Bezeichnungen wie “nur mit Obst gesüßt”, “Dicksaft” oder “Fruchtsaftkonzentrat” in der Zutatenliste auftaucht. Biochemisch gesehen ist das alles zugefügter Zucker.
Der Geschmackssinn ist bei Kindern noch nicht so weit entwickelt und da darf es ruhig deutlich süßer sein als für Erwachsene. Und leider wird das Kind dadurch an das Süße gewöhnt und verlangt als Folge mehr davon.
» Unsere Ernährung ist oft nährstoffarm.
Üblicherweise essen die meisten von uns, und auch die Kinder, stark verarbeitete Lebensmittel, wie z.B. der Großteil der verpackten Produkte im Supermarkt.
Das Problem ist, dass durch jeden Verarbeitungsschritt Nährstoffe verloren gehen und unser Körper dann nicht mehr ausreichend mit allem versorgt ist, was er braucht.
Und diesen Nährstoffmangel drückt er oft in Form von Zuckerhunger aus! Das ist merkwürdig, aber es macht Sinn, wenn man weiß, dass der Körper süßes Essen intuitiv als ungiftig abgespeichert hat.
» Zucker ist allgegenwärtig.
Zucker steckt in 80% der Lebensmittel, die wir im Supermarkt kaufen können. Und auch in Kita- und Schulmensa-Essen (z.B. Kaiserschmarrn, Pfannkuchen, Nudeln mit Tomatensoße, Burgern, Pizza) verbirgt sich oft eine Menge Zucker.
Manchmal erkennt man ihn schneller, z.B in gesüßten Kindergetränken, manchmal weniger schnell wie in Brotaufstrichen oder Müslis.
Wenn man heutzutage nicht darauf achtet, sich zuckerarm zu ernähren, ist es fast unmöglich, sich zuckerarm bzw. zuckerfrei zu ernähren.
» Der Körper reagiert auf Zucker – und liebt ihn.
Der Körpers reagiert natürlich biochemisch auf Zucker und löst bestimmte körperliche Prozesse aus. In der Folge werden Hormone ausgeschüttet, darunter z.B. Dopamin, das uns ein Gefühl des Vergnügens beschert. Und natürlich passiert das auch im Körper der Kinder.
Im Gehirn wird das Belohnungszentrum aktiviert und gibt uns ein gutes Gefühl, wenn wir Zucker essen. Das macht Appetit auf mehr!
Außerdem mag unser Körper Zucker als Energielieferant, weil er ihm ohne große Verdauungsleistung schnell zur Verfügung steht. (Was nicht bedeutet, dass das auf Dauer gesund ist.)
» Zucker ist kulturell fest verankert.
Süßes Essen hat in unserer Gesellschaft einen festen Stellenwert. Wir feiern besondere Anlässe mit Zucker, wir verschenken Süßigkeiten und genießen gerne einen süßen Kaffee, ein Eis oder ein Stück Kuchen zusammen.
Oft werden diese süßen Momente mit Entspannung, Pause und Familienzeit in Verbindung gebracht. Die positiven Gefühle dahinter nehmen auch die Kinder wahr und speichern emotionale Bindungen an Zucker ab. Das heißt, sie verknüpfen gute Erfahrungen mit dem süßen Geschmack.
» Zucker wird oft als emotionales Schmerzmittel verwendet.
Jetzt möchte ich auf die Ursache eingehen, die in meinen Augen am schwerwiegendsten ist. Und die sehe ich im emotionalen Bereich.
Es muss einen Grund geben, dass man sich, auch als Kind, übermäßiges Zuckeressen antun kann. Denn zu viel Zucker tut nun mal einfach nicht gut und macht krank.
Fast immer liegt dieser Grund im emotionalen Bereich.
Wenn einem Kind Dinge passieren (z.B. Ärger in der Schule), die es alleine nicht verarbeiten kann, und dann niemand da ist, der das Kind emotional unterstützt, dann erlebt das Kind eine Überforderung.
Und an dieser Stelle kann der Zucker ins Spiel kommen. Die Süßigkeiten helfen dem Kind, sich zu regulieren und mit den Gefühlen umzugehen. Sie können Stress (scheinbar) mildern, eine Traurigkeit oder ein Gefühl von Einsamkeit überdecken. Es scheint gleich alles nicht mehr so schlimm zu sein (siehe Dopamin, weiter oben im Text).
Der Zucker stellt sich dann an eine Stelle, an der eigentlich eine erwachsene Bezugsperson stehen sollte, die dem Kind Sicherheit und Geborgenheit schenkt und es liebevoll durch diesen Stress begleitet.
Aber wie es im Leben nun mal so ist, erleben wir alle Situationen, die stressig für uns sind. Auch, und vor allem die Kinder, die sich oft hilflos und ausgeliefert fühlen, weil sie es eben auch sind. Und als Eltern ist es aus den verschiedensten Gründen manchmal nicht möglich, ausreichend für das Kind da zu sein.
Und in diesen Momenten können emotionale Ursachen für Zuckersucht entstehen. Wenn es dem Kind emotional schlecht geht, wendet es sich an den Zucker. Der ist da und kümmert sich, wenn ein Erwachsener es gerade nicht leisten kann.

Du bist nicht Schuld.
Das schlechte Gewissen, das sich sicherlich bei einigen Eltern hier gleich meldet, möchte ich dir gleich wieder nehmen!
Kein Kind kommt unbeschädigt durch die Kindheit. Ich mache jetzt schon seit einigen Jahren Coaching und gucke in die Kindheit der verschiedenen Klienten und arbeite mit den inneren Kindern. Da ist immer irgendwas passiert, das das Kind überfordert hat!
Ich habe manchmal den Eindruck, dass es vielleicht auch darum geht, dass uns irgendetwas Schmerzhaftes in der Kindheit passiert, das wir dann im Laufe unseres Lebens in Ordnung bringen und daran wachsen können. Vielleicht “muss” deshalb in der Kindheit irgendetwas auch falsch laufen. So können wir uns darüber hinaus entwickeln.
Das ist natürlich keine Rechtfertigung dafür, Kindern etwas anzutun.
Außerdem sind wir alle, auch Eltern, einfach Menschen und wir machen Fehler.
Ich glaube nicht, dass es perfekte Eltern gibt und dass Kinder “perfekt” durch die Kindheit kommen.
Und selbst wenn Eltern in den Augen der Kinder vieles richtig gut gemacht haben, heißt das nicht, dass diese Kinder später als Erwachsene keine Probleme haben.
Ich habe im Coaching schon oft gesehen, dass Kinder mit “perfekten” Eltern dann das große Problem haben, dass sie das Gefühl haben, dass sie ihren Eltern nicht gerecht werden können. Ihre Eltern waren einfach so makellos, dass sie selbst das Gefühl haben, dieses Ziel nie erreichen zu können. Und dann ist das der Grund für die Zuckersucht: Sie fühlen sich einfach nicht gut genug.
Ich bin der Meinung, dass man es einfach nicht perfekt machen kann.
Und wenn du dich zu sehr schuldig fühlst, dann fühlen sich die Kinder im schlimmsten Fall noch als Fehler; so als ob du sie vergeigt hast. Und damit ist keinem geholfen.
Also, versuche dir zu verzeihen. Du hast das Beste gegeben. Davon bin ich überzeugt. Und dabei passieren nunmal auch Fehler. Das gehört einfach dazu.

Kann Zuckersucht bei Kindern in der Pubertät stärker werden?
Wenn der Zuckerhunger deines Kindes in der Pubertät zunimmt, kann das sowohl körperliche als auch emotionale Gründe haben.
Die Pubertät ist ein intensiver Prozess für den Körper. Er braucht viel Energie, das kann zu Lust auf Süßes als schneller Energielieferant führen. Auch hormonelle Veränderungen können den Appetit auf Süßigkeiten anregen. Besser ist es dennoch, das Mehr an benötigter Energie aus nährstoffreichem Essen zu beziehen.
Und auch emotional gesehen tut sich bei den meisten Jugendlichen viel. Häufig sind sie im Außen und im Inneren im Konflikt. Wie oben schon beschrieben kann es sein, dass das Kind zu Süßem als Trost greift.
Was kannst du tun, um die Zuckersucht bei deinem Kind zu lösen?
Du kannst einiges tun, um dein Kind zu unterstützen, aus der Zuckersucht auszusteigen. Ganz wichtig ist mir aber, dass du dich nicht aus dem Prozess rausnimmst. Dazu schreibe ich unten mehr.
» Wisse Bescheid, wo sich der Zucker versteckt.
Bei diesem Punkt möchte ich dir empfehlen, gerade bei den Kindersüßigkeiten- und snacks genau hinzuschauen. Denn es steckt einfach eine Menge Zucker in Kinderessen.
Viele als gesund dargestellte Kindersnacks enthalten extrem viel Zucker. Eigentlich sind das schon Süßigkeiten. Und deshalb ist es so wichtig für Eltern, da mal genau hinzuschauen. Schließlich seid ihr es, die die Kinderschnacks kaufen.
Informiere dich, worauf du achten kannst und wie du den Zucker erkennst. Ich begleite dich in meiner Starthilfe in ein zuckerbewusstes Leben gern dabei.
» Ernähre dich und dein Kind gesund.
Versorge dein Kind und auch dich selbst mit nährstoffreichem Essen. Mach es dir leicht und ergänze nach und nach Gemüse und Co. zu deinem Essen.
Biete deinem Kind Rohkost an, bereite gesündere Alternativen zu wie z.B. Naturjoghurt mit frischem Obst anstelle von fertigem Fruchtjoghurt. Lass den Quetschie im Regal stehen und schneide lieber Apfelspalten für dein Kind.
Verstecke ein bisschen Gemüse in der Nudelsoße und biete deinem Kind immer wieder an, neue Lebensmittel zu probieren. Macht euch einen Spaß daraus.
Greife lieber zu ungesüßtem Tee oder Wasser mit Beeren drin als zu gesüßten Getränken.
Das alles liefert dem Körper eine Menge Nährstoffe, stabilisiert den Blutzuckerspiegel und beugt so Süßhunger durch Nährstoffmangel vor
» Entdecke mit deinem Kind zusammen, wie sich Essen im Körper anfühlt.
Hilf deinem Kind, in seinem Körper zu spüren, wie sich Zucker und anderes Essen anfühlt.
Frag es nach dem Naschen ganz neugierig (ohne eine Agenda dahinter zu haben ;)):
- Wie fühlt sich dein Körper denn jetzt mit dem Zucker an? Was macht der? kannst du das spüren? Nimmst du das wahr? Hast du jetzt mehr Energie?
Und dann fragst du eine halbe Stunde später:
- Wie ist es jetzt? Ist die Energie noch da? Hast du noch Power Fußball zu spielen oder bist du jetzt eher müde? Wie ist deine Stimmung? Bist du gut gelaunt?
(Sag nicht: “Ja, siehst du, dass du jetzt müde bist durch den Zucker. Jetzt hast du Bauchschmerzen.” )
Sei wirklich neugierig auf die Empfindungen des Kindes.
Genau diese Fragen kannst du auch stellen, wenn das Kind anderes Essen z.B. Naturjoghurt und Beeren gegessen hat. Und dann könnt ihr feststellen, dass sich verschiedenes Essen im Körper verschieden anfühlt. Was fühlt sich angenehmer an?
Auf diese Art und Weise kannst du dein Kind dabei unterstützen, den Kontakt zu seinem Körper zu halten (Kinder spüren den eigenen Körper ja oft noch ganz gut) und wirklich zu fühlen, dass Essen im Körper unterschiedliche Auswirkungen hat.
Das sind ganz konkrete Erfahrungen und Beobachtungen, die das Kind am eigenen Körper machen kann.
Und auf dieser Basis können die Kinder ein Gefühl dafür entwickeln, was ihnen gut tut und was sie wirklich essen wollen. Du hilfst ihnen so dabei, einen eigenverantwortlichen Umgang mit Zucker und allgemein Essen zu lernen.
Übrigens: Wahrscheinlich kannst du dabei auch üben. Vielleicht gehst du mit deinem Kind zusammen auf diese Entdeckungsreise, denn die meisten, die zuckersüchtig sind oder auch emotional essen und hier unterwegs sind, haben dieses Gespür für den eigenen Körper verlernt. Entdecke deinen eigenen Körper wieder.
Ich bin fest davon überzeugt, dass Essen dafür da ist, dass wir gesättigt sind und uns danach energiegeladen fühlen, damit wir unser Leben in die Hand nehmen können.
Essen ist nicht dafür da, dass wir uns danach total erschöpft auf dem Sofa wiederfinden und uns erstmal nicht bewegen können. Dann war in meinen Augen die Qualität des Essens nicht so, wie sie sein sollte.
Also, welches Essen tut dir gut und welches eher schlecht?
» Unterteile Essen nicht in gesund und ungesund.
Die Unterteilung in gesundes und ungesundes Essen ist für die meisten Kinder zu abstrakt. Sie haben noch nicht so eine Weitsicht und können nicht erkennen, was gesund und was ungesund ist.
Und deswegen ist es sinnvoller, sie darauf hinzuweisen, was das Essen in ihrem Körper macht. Das ist direkter. Das können sie dann direkt im nächsten Moment fühlen und beobachten.
» Begleite dein Kind emotional gut.
Hier schauen wir nochmal auf der emotionalen Ebene. Was kannst du tun, damit dein Kind den Zucker nicht als Schmerzmittel braucht?
Begleite es gut. Biete ihm eine sichere Verbindung zu dir an.
Das bedeutet, dass du es siehst und seine Gefühle wahrnimmst und wertschätzt: “Ich sehe, dass du unsicher bist. Das ist gerade echt schlimm für dich, oder?" Und nicht die Kinder abzulenken z.B. mit Süßigkeiten: "Ach, so schlimm ist das nicht. Du brauchst keine Angst haben!"
Wenn das Kind das Gefühl hat, dass es jederzeit und mit all seinen Problemen zu dir kommen kann und bei dir Hilfe bekommen kann, dann braucht es die Hilfe nicht an anderer Stelle zu suchen, z.B. beim Essen. Es braucht dann keine Bonbons, um sich zu trösten, denn den Trost bekommt es bei dir.
» Räum dein eigenes Zuckerthema auf.
Jetzt kommen wir zu dem in meinen Augen wichtigsten Punkt, um den Kindern mit dem Zuckerkonsum zu helfen.
Bring als Mutter/Vater dein eigenes Zuckerproblem in Ordnung.
Die unterschwelligen Sorgen und Ängste der Eltern projizieren sich auf die Kinder. Die Kinder beobachten die Eltern und spiegeln das Verhalten der Erwachsenen. Und sie sind oft irritiert darüber, dass ihnen etwas Anderes erzählt wird, als sie sehen können. Sie finden das seltsam, dass die Eltern mit so einer gespaltenen Zunge reden. Einerseits sagen sie: “Das ist ungesund. Iss nicht so viel von den Süßigkeiten.” Und sobald die Kinder im Bett sind, kommen die Süßigkeiten auf den Tisch. Kinder wissen das. Kinder wissen auch, wo die Süßigkeitenverstecke sind. Ich war mir darüber immer im Klaren, dass wenn es bei meinen Eltern im Wohnzimmer geknistert hat, dass sie Süßigkeiten essen, während ich im Bett liege. Kinder nehmen das wahr, bewusst oder unbewusst. Und es irritiert sie.
Diese Unstimmigkeiten können ein Gefühl der Unsicherheit auslösen, das wiederum dazu führen kann, dass diese Unsicherheit mit Süßem lindern möchten.
Deswegen ist es wichtig, dass die Eltern sich sehr klar über ihre eigene Zucker-Situation sind und sie genau erkennen.
Am besten wäre es, wenn du deine Zuckersucht heilen kannst, so dass du kein Problem mehr mit Zucker hast und den Kindern dann vorleben kannst, wie ein Leben ohne Zuckersucht aussieht. Dann kannst du ihnen ein entspanntes Verhältnis zum Zucker vorleben, in dem man ab und zu mal naschst, spürt, wann es genug ist und dann auch entspannt aufhören kann. Das ist das Gesündeste für Kinder.

Hast du ein schlechtes Gewissen?
Und wenn du jetzt das Gefühl hast, du hast bei deinen Kindern schon so viel verbockt, dann lies nochmal den Abschnitt oben. 🙂
Du hast dein Bestes gegeben. Du hast es so gut gemacht, wie du zu dem Zeitpunkt konntest und es selbst gelernt hast. Das ist super! Und jetzt bist du auf dem Weg, es noch ein bisschen besser zu machen. Aber denk dran: Perfekt gibt es nicht. Perfekt wäre auch viel zu langweilig. <3
Vielleicht helfen dir meine abschließenden Gedanken noch:
Jeder geht seinen eigenen Weg.
Auch unsere Kinder gehen ihre eigenen Wege. Und wir wissen einfach nicht, wie ihre Wege aussehen werden.
Wenn ich damals nicht zuckersüchtig geworden wäre, dann hätte ich niemals diesen Weg eingeschlagen, dann würde ich diesen Job jetzt nicht machen und nicht so vielen Menschen dabei helfen, aus der Zuckersucht rauszukommen.
Dann wäre ich diesen Weg nicht gegangen und dann würde ich jetzt auch nicht so ein erfülltes Leben führen. Ich fühle mich hier wirklich am richtigen Platz und ich bin total glücklich mit diesem Job.
Vor diesem Hintergrund bin ich eigentlich sehr froh, dass ich zuckersüchtig geworden bin und dass ich diesen Prozess durchlebt habe, auch wenn er überhaupt nicht einfach war. Aber ich möchte ihn jetzt im Nachhinein nicht mehr missen.
Eure Kinder werden später, wenn sie den Gedanken haben, dass das so nicht mehr gut ist, auch die Möglichkeit haben, ihr Leben zu verändern. Sie werden sich Hilfe holen können. Sie werden die Möglichkeit haben, andere Entscheidungen zu treffen.
Wir wissen nicht, was passieren wird, und wofür alles gut ist.
Natürlich sind Eltern dafür da, ihre Kinder auf dem Weg des Erwachsenenwerdens zu unterstützen und vor Gefahren zu beschützen.
Aber sie darin aufzuhalten, diese Person zu werden, die sie eigentlich werden wollen, das ist in meinen Augen nicht die beste Form der Erziehung, weil das das Potenzial hat, einen tiefen Konflikt im Kind auszulösen.
Wenn das Kind nicht der Mensch sein kann, der es eigentlich sein möchte, dann gibt es einen Riss in unserem System und dann verlieren wir uns auf dem Weg. Und ich glaube, das ist der größte Schmerz, der uns zugefügt werden kann. Und das ist natürlich wieder der Punkt, an dem ein Suchtmittel wie Zucker ins Spiel kommen kann.
Kümmere dich (auch) um deinen Weg.
Wenn du dir jetzt trotzdem die ganze Zeit noch so viele Sorgen machst und darüber nachdenkst, was in der Ernährung deines Kindes gut wäre, wie sich das Kind verändern muss, damit es nicht so viele Probleme mit dem Zucker hat, dann sage ich dir mal, wie wir das hier sehen:
Wenn man so viel darüber nachdenkt, dass sich im Leben einer anderen Person etwas ändern müsste, damit das Leben besser wird, dann ist der erste Mensch, mit dem wir arbeiten, man selbst.
Und im Fall vom Zucker können dir ein paar Fragen auf die Schliche helfen, bei dir selbst erstmal zu starten.
- Warum schmerzt mich der Gedanke so, dass mein Kind zuckersüchtig werden könnte? Was passiert bei dieser Frage in dir? Woher kommt dieser Schmerz? Womit hängt er zusammen?
- Warum sorge ich mich und warum fällt es mir schwer, meinen Kindern Vertrauen entgegenzubringen, dass sie den Umgang mit dem Zucker schon irgendwie lernen werden?
- Was sagt mir das über meine eigene Kindheit?
Daran merkst du, dass die mögliche Zuckersucht deines Kindes ein ganz großes Thema ist, das, wenn es dich viel beschäftigt, auch sehr mit dir zu tun hat. Und genau um diesen Teil, der dich betrifft, kannst du dich als erstes kümmern.
Ich hoffe, dieser Artikel bringt dir ein paar Inspirationen, anders zu denken, als du bisher gedacht hast und dass dir das Thema ein bisschen leichter fällt.
Vielleicht hast du auch erkannt, dass die beste Person, bei der du anfangen kannst, du selber bist. <3
Wenn das so ist und du mit meiner Begleitung tiefer einsteigen möchtest, dann empfehle ich dir mein kostenloses 15-Tage-Training. Die Starthilfe in einen bewussteren Umgang mit Zucker. Ich schenke dir ganz viele Infos, wie du dein Leben und dadurch auch das deines Kindes zuckerbewusster gestalten kannst.
