Spannendes Interview mit Robert Lustig
Vor kurzem bin ich auf ein sehr informatives und auch unterhaltsames Interview mit Robert Lustig* gestoßen. Er war in einer sehr interessanten Folge des Podcasts “The Diary Of A CEO” zu Gast und hat über viele Zuckerthemen gesprochen.
Robert Lustig ist mein persönlicher “Zuckerheld”. Er nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn er aufklärt, wie schädlich Zucker, insbesondere Fructose, ist und dass Zucker süchtig machen kann. (Lies hier weiter zu Zuckersucht.)
*Dr. Robert Lustig ist Professor für pädiatrische Endokrinologie an der University of California, San Francisco. Er ist eine führende Autorität im Bereich des öffentlichen Gesundheitswesens, wenn es um die Auswirkungen des Zuckers auf die Epidemien von Diabetes, Fettleibigkeit und metabolischem Syndrom geht, und um Veränderungen in der Ernährungslandschaft, um diese chronischen Krankheiten zu bekämpfen. Mehr Infos zu ihm findest du hier.
Ich möchte euch besonders auf einen Abschnitt aus dem Interview aufmerksam machen, in dem es um das Thema "Kinder und Zucker" geht.
Robert Lustig stellt in diesem Abschnitt eine Studie vor, in der 43 Kinder über 10 Tage ausschließlich Lebensmittel ohne zugefügten Zucker gegessen haben. Wohl gemerkt wurde ihr Essen, das sie vor der Studie gegessen haben und das einen hohen Anteil zugefügten Zuckers beinhaltete, nicht durch gesundes Essen ersetzt. Sie bekamen anstatt des zuckerhaltigen Fast Foods nur einfach anderes Fast Food, das frei von zugesetztem Zucker war.
Und dennoch sind die Resultate nach nur 5 Tagen dieser Ernährungsumstellung erstaunlich! Aber sieh unten selbst.
Das Interview gibt es leider nur auf Englisch. Wir haben nach bestem Wissen und Gewissen eine sinngemäße Übersetzung erstellt, die du unten lesen kannst.
Viel Spaß mit dem Interview!
Der Abschnitt über Kinder und Fructose beginnt bei Min. 18:07 und geht ca. bis Min. 22:20. Aber auch danach bleibt es mit dem Einfluss der Lebensmittelindustrie spannend!
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Der Glukose-Experte: Der einzige bewährte Weg zum schnellen Abnehmen! Kalorienzählen ist ein Haufen Mist!
Nachfolgend die Übersetzung ab Min. 18:07:
Schädliche Auswirkungen von Zucker auf das Gehirn
Robert Lustig: “Die Toxizität von Fructose und die hohe Dosis, in der wir durchschnittlich Fructose zu uns nehmen, hat metabolische Konsequenzen und systemische Gesundheitskomplikationen. Es hat Auswirkungen auf unsere mentale Gesundheit und letztendlich hat es auch gesellschaftliche Konsequenzen.
Und es bringt auch neurologische Komplikationen mit sich. Es ist einer der Hauptursachen für ADS und für Depression. Das zeigt die Studienlagen. Wir haben dazu Daten aus MRT-Untersuchungen vorliegen, aber auch Studien zur Leistungsfähigkeit, die zeigen, dass sportliche Leistungen von Kindern besser werden, wenn wir den Zucker weglassen. Wir haben an der UCSF [University of California, San Francisco] selbst Studien dazu durchgeführt.
Wir haben eine Studie mit 43 Kindern mit Übergewicht und metabolischem Syndrom durchgeführt. Diese Kinder haben alle viel Zucker konsumiert und hatten einen niedrigen sozioökonomischen Status (Latinos und afro-amerikanische Kinder). Wir haben genau untersucht, was sie zu Hause üblicherweise essen, und haben ihnen dann für die folgenden 9 Tage Essen ohne zugesetzten Zucker geliefert. Wir haben den Zucker von 28 auf 10 Teelöffel reduziert, das ist also eine erhebliche Reduktion des Zuckergehalts. Wir haben ihnen Obst gegeben. Das war die einzige Zuckerzufuhr in dieser Zeit. Ansonsten haben wir den Zucker aus ihrer Ernährung rausgenommen.
Wenn man das macht, dann verliert man 350 bis 400 Kalorien pro Tag. Das Ziel war aber, dass das Körpergewicht der Kinder gleich bleibt, weil wenn sie Gewicht verloren hätten, hätten die Kritiker gesagt: “Natürlich geht es den Kindern besser, sie haben Gewicht verloren!” Also wollten wir, dass sie ihr Gewicht halten. Wir haben ihrer Ernährung dementsprechend etwas hinzufügt, dass die gleichen Kalorien hatte. Wir gaben ihnen zusätzliche Portionen an Stärke. Also, um es zu veranschaulichen: Wir haben süßes Gebäck rausgenommen und dafür herzhafte Bagels hinzugefügt. Wir haben gesüßten Joghurt rausgenommen, wir haben Kartoffelchips hinzugefügt. Wir haben Hühnchen Teriyaki rausgenommen, wir haben Truthahn-Hotdogs ergänzt.
Wir gaben ihnen also kein gutes Essen, wir gaben ihnen mieses Essen. Wir gaben ihnen Essen vom Safeway [Supermarkt in den USA], CPGs (consumer packages goods) [Das sind günstige Produkte im Supermarkt, die regelmäßig ersetzt oder nachgefüllt werden müssen. Dazu gehört zum Beispiel convenience food.]
Wir haben ihnen kein Gemüse gegeben. Aber es war alles Essen ohne hinzugefügten Zucker! Es war kein besonderes Essen, es war einfach Essen, das wir im Safeway gekauft haben, aber wir haben Essen gewählt, das keinen Zucker enthielt!
Und wir gaben ihnen eine Waage. Jeden Tag riefen wir sie an, um nach ihrem Gewicht zu fragen. Und wenn sie Gewicht verloren haben, wiesen wir sie an, mehr zu essen, damit sie die ganzen 10 Tage der Studie lang, ihr Gewicht hielten.
An Tag 10 untersuchten wir sie. Jeder Aspekt ihrer stoffwechselbezogenen Gesundheit hatte sich verbessert. Der Blutdruck ist runter gegangen, der Blutzucker ging runter, die Insulinspiegel gingen runter, die Bauchspeicheldrüse fing wieder an, richtig zu arbeiten. Sie hatten [vorher] einen Serumlaktatspiegel. Eigentlich sollten sie keinen Serumlaktatspiegel haben, denn das bedeutet, dass die Mitochondrien gestört arbeiten. Ihre Serumlaktatspiegel wurden besser. Alles wurde besser.
Wichtig zu sagen ist, dass die Kinder in den ersten 5 der 10 Tage unausstehlich waren. Die Eltern haben sich beschwert: ‘Mein Kind ist eine Katastrophe.’
Der Grund dafür war der Entzug. Die Kinder waren im Zuckerentzug. Sie erlebten einen Fructose-Entzug [Anmerkung: isolierte Fructose aus zugefügtem Zucker, die Fructose aus dem Obst ist kein Problem]. Aber dann, wie bei Moses, klärte sich der Himmel und die Kinder konnten sich besser konzentrieren. Sie brachten bessere Leistungen in der Schule. Die Eltern bemerkten, dass sie weniger reizbar waren, die Lehrer merkten, dass sie in der Schule weniger störten oder Probleme machten. Die Kinder selbst bemerkten es auch. Sie sagten, dass ihr Kopf zum ersten Mal nicht mehr benebelt war. Nach 5 Tagen! Und nach 10 Tagen konnten wir all die positiven metabolischen Auswirkungen sehen. Obwohl sie ihr Gewicht gehalten hatten, obwohl sie ihre Kalorienzufuhr beibehalten hatten.”
Steven Bartlett, Moderator: “Das hört sich ein bisschen wie ein Skandal an. Wenn ich höre, dass fast 30 % der Kinder drei oder vier Mal so viel Zucker allein in der Schule bekommen, wie es ihnen gut tut und sie vertragen können. Und zu wissen, dass dieser erhöhte Zuckerzufuhr solche widrigen Konsequenzen auf uns hat und die Studien diese Folgen auch wirklich belegen. Es hört sich wie ein Skandal an, dass niemand daran etwas ändert.”
Hier ist der Teil über Kinder und Zucker zu Ende. Echt heftig, oder? Fructose in dem Maße, wie wir und die Kinder sie zu uns nehmen, ist eine echte Gefahr für den Körper. Und wie einfach ist es zu ändern! In dem Fall braucht es nicht einmal die Umstellung auf gesundes Premium-Essen, sondern einfach nur ein Verzicht auf isolierte Fructose (speziell zu Fructose findest du im Interview auch weitere Infos oder auch hier.)
Im Interview geht es jetzt noch weiter mit dem Einfluss von Unternehmen im Gesundheitswesen und da nimmt Lustig kein Blatt vor den Mund – was mir von Anfang an sehr imponiert hat (Robert Lustig ist einer der Gründe, warum ich 2014 den Mut gefasst habe, diese Website zu starten)!
Die Einmischung von Unternehmen in das Gesundheitswesen
Robert Lustig: “Ja, so ist es. [Es ist ein Skandal.] Der Punkt ist, dass die Lebensmittelindustrie sehr mächtig ist und sie hat im Grunde jeden Aspekt 40 bis 50 Jahre lang unter den Teppich gekehrt. Sie wusste schon in den 1960er Jahren, dass Zucker ein Problem war. Aber sie haben Wissenschaftler dafür bezahlt, dass sie sagten, dass es kein Problem war. Wir haben die Dokumente der Lebensmittelindustrie. Sie befinden sich in der UCSF-Bibliothek für Dokumente der Lebensmittelindustrie. Und wir forschen über die Einmischung von Unternehmen in das Gesundheitswesen.”
Steven Bartlett, Moderator: “Was zeigen diese Dokumente?”
Robert Lustig: “Sie belegen, dass die Zuckerindustrie 1965 zu zwei Wissenschaftlern der Harvard School of Public Health ging, zum Leiter der Abteilung für Ernährung, Fred Stare, und zu seinem Mitarbeiter, Mark Hegsted, der fünf Jahre später zum Leiter der Abteilung für Ernährung der USDA [United States Department of Agriculture, Landwirtschaftsministerium der Vereinigten Staaten] wurde. Sie bezahlte ihnen 50.000 $ in heutigem Geld für die Produktion von zwei Artikeln für das New England Journal, die besagen, dass gesättigtes Fett der Bösewicht ist und die den Zucker entlasten. Die Wissenschaftler schrieben die Artikel.
Das ist nur eine Sache, die sie getan haben.
Sie infiltrierten auch die Forschungsabteilung und den Vorstand/Geschäftsführung des National Institut of Dental Research [Nationales Institut für zahnmedizinische Forschung], damit dort Geld von der Ernährungswissenschaft für Zahngesundheit hin zu einer Impfung gegen Karies geschoben wurde.
Und, wie gut wirkt die Karies-Impfung bei dir?
Wir haben alle Informationen in ihren eigenen Worten, um zu zeigen, dass sie genau wussten, was sie taten. Das ist keine Einbildung, das sind Hardcore-Fakten. Wir haben diese Informationen veröffentlicht und haben jetzt eine Abteilung an der UCSF, die sich damit auseinandersetzt, wie Unternehmen Gesundheit mit beeinflussen.”
Wir sind all die Jahre wirklich manipuliert worden. Die Zuckerindustrie hatte es wirklich darauf angelegt, dass wir Angst vor Fett bekommen und dem Zucker vertrauen sollten. Und dann hat der Zucker selbst unser Verhalten verändert und uns angehalten, immer schön für Nachschub zu sorgen. Eine perfekte Geldmaschine.
Die kleine Kinder-Studie oben im Text zeigt es: Isolierter Zucker, besonders isolierte Fructose, ist das große Problem. 60 Jahre reichen, oder? Es ist an der Zeit, das zu ändern.
Zum Verständnis: Fructose in Obst
Fruchtzucker in Obst und Gemüse ist die gleiche Fructose, die auch in Haushaltszucker ist, aber sie ist nicht isoliert, sondern in Ballst- und Nährstoffe verpackt. In dieser Form ist sie kein Problem für unser System.