von Ilga Pohlmann | 20. Januar 2018 | 10 Kommentare

Unerfüllte Bedürfnisse und Hunger auf Süßes

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Es gibt einige Gründe, die für eine rein körperliche Abhängigkeit vom Zucker sprechen: regelmäßiger Konsum, versteckte Zucker und ein dadurch gestörtes Hormonsystem können dafür sorgen, dass wir regelmäßig wieder zur Schokolade greifen. Ich habe schon einmal über die Gründe der Zuckersucht geschrieben.

Verzichtet man eine Weile auf Zucker, zeigt sich recht schnell, ob die Sucht rein körperlich war. Ich habe oft den Eindruck, dass genau diese Menschen nach ein paar Tagen relativ leicht vom Zucker ablassen können. Anders sieht das bei denen aus, die zusätzlich auch eine emotionale Verbindung zum Zucker aufgebaut haben, und bei denen sich die Gründe auch im mentalen Bereich befinden.

 

Bedürfnisse werden ignoriert

Wir alle kommen auf diese Welt und haben Bedürfnisse, die erfüllt werden müssen. Wir kennen und zeigen sie, aber während wir aufwachsen, werden sie uns geradezu abtrainiert, als nicht wichtig und unerwünscht erklärt. Uns wird beigebracht, stärker zu sein. Das passiert meist schon ab dem KiTa-Alter. Das Bedürfnis nach Schlaf wird oft zu wenig erfüllt, weil wir früh in den Kindergarten oder die Schule müssen, Hunger wird nur zu Essenzeiten nachgegeben, und sogar zur Toilette darf man nur im passenden Moment. Begabungen ausserhalb der Schulfächer werden als Flausen bezeichnet, und Berufswünsche werden nicht nach Talent, sondern nach den besseren Aussichten entschieden. So lernen wir, unseren Bedürfnissen keine Macht mehr zu geben, und trennen uns von ihnen ab. So weit, dass wir am Ende der Schulzeit fast vergessen haben, was wir brauchen und was wir vom Leben wollen. Und so leben wir ein anderes Leben.

 

Die Sehnsucht danach, geliebt zu werden

Das vielleicht grundlegendste Bedürfnis ist der Wunsch danach, geliebt zu werden. Die Zuwendung anderer Menschen nährt uns emotional. Das Verlangen danach ist so fundamental, dass auch diese Nichterfüllung Folgen haben kann, die Auswirkungen auf das ganze Leben haben.

Leider kommt es in unserer hektischen Welt sehr häufig vor, dass dieses Grundbedürfnis der Kinder nicht ausreichend erfüllt werden kann. Sei es dadurch, dass die Eltern zu häufig abgelenkt sind, keine Zeit haben oder ihre Kinder nicht wirklich sehen. Möglicherweise ist ein Elternteil depressiv, überfordert oder es verhält sich abweisend. Schwerwiegendere Gründe können auch Misshandlungen oder ein Missbrauch sein.

In diesen Fällen bekommt das Kind zu wenig von der „emotionalen Nahrung“, und versucht dieses Defizit sein Leben lang zu kompensieren. Eine Wunde bleibt zurück, und es sucht mit einer kindlichen Denkweise nach einer Lösung aus der Misere, einer Beruhigung des Leids oder einem Weg aus dem unerträglichen Zustand. Hier werden Verknüpfungen für Reaktionen geschaffen, die im späteren Leben meist unbewusst ablaufen. Kommt hier Zucker als Trost ins Spiel, entsteht eine starke Verknüpfung – weil es funktioniert. Süßes kann trösten, wenn auch nur kurz.

 

Zuckersucht als Kompensation

Eine der ersten Verknüpfungen in unserem Leben ist das Füttern mit gleichzeitiger persönlicher Zuwendung und Beruhigung. Das Baby wird gestillt – oder es bekommt die Flasche – und wird gleichzeitig umsorgt. Es erfährt Liebe und erhält körperliche und emotionale Nahrung zugleich. Es wird genährt und ernährt.

Unbewusst suchen wir im späteren Leben nach Lösungen, um diesen Zustand der Sicherheit wieder zu erlangen und koppeln an die Verknüpfung der oralen Beruhigung an. Das Unbewusste versucht ein Bedürfnis zu stillen, das momentan nicht anders gestillt werden kann. So kann Trinken, Rauchen oder Essen zu einer Art gefühlten „Selbstumsorgung“ führen, auch wenn es nur eine Krücke ist. Diese vermeintlichen Lösungen werden oft schon mit einem kindlichen Verstand getroffen und im Erwachsenenalter lange weiter verfolgt, ohne jemals hinterfragt zu werden. Zigaretten, Alkohol oder Schokolade helfen, aber sie lösen keinen Missstand auf. Sie sind eine Pseudo-Lösung, die schnell einen fahlen Beigeschmack hinterlässt. Sie puffern das Symptom ab und führen gleichzeitig dazu, dass wir den wahren Grund nicht erkennen können.

 

Die tiefste Ursache für eine Sucht ist für mich die verloren gegangene Fähigkeit, seine eigenen Bedürfnisse zu erkennen und sie sich zu erfüllen. Das Suchtmittel ist der Versuch, mit dem Schmerz fertig zu werden, der ausgelöst wird, wenn wir ahnen, dass wir die Verbindung zu unserem Innersten verloren haben.

 

So kann die Zuckersucht, wie jede andere Sucht auch, als Antwort auf ein Trauma aus der Vergangenheit betrachtet werden, die in der Gegenwart eine Möglichkeit bietet, dem Stress zu entfliehen, für den wir noch keinen anderen Weg der Heilung gefunden haben. Wenn aber erkannt wird, was das wahre Bedürfnis hinter der Sucht ist, und wenn es erfüllt wird, braucht es auch keine Sucht bzw. Suchtmittel mehr. Denn das Unbewusste versteht, dass seine kindliche „Lösung“ keine war.

Es wird leichter, diese Wünsche zu erkennen, wenn man sie eine Weile nicht mit Süßigkeiten betäubt – wenn man für ein paar Wochen auf Zucker verzichtet. Während eines Entzugs zeigen sich oft die wahren Bedürfnisse, manchmal so, als ob die Spitze eines Eisberges im Nebel auftaucht, von der man sich zu dem darunter liegenden unerfüllten Bedürfnis vorarbeiten kann.

 

Lösungen

Für mich wurde in der zuckerfreien Zeit immer deutlicher, dass ich eine andere Aufgabe im Leben brauchte. Mein derzeitiger Job war für mich nur noch mit Essen auszuhalten. Nicht, weil es ein unerträglicher Job war, sondern weil es eben nicht der richtige für mich war. Kurze, süße Unterbrechungen haben mich immer wieder von diesem Gedanken abgebracht und das unglückliche Gefühl eine Weile vertrieben. Aber als ich dem Zucker „Adieu!“ gesagt habe, lag die Situation deutlich sichtbar und ausgebreitet vor mir. Ich musste etwas ändern.

Oft sind es aber gar nicht so gravierende Lebensveränderungen. Häufig sind nur kleinere Grenzüberschreitungen die Ursache für den zu hohen Zuckerkonsum. Zu wenig Ruhe, zu viele Punkte auf der ToDo-Liste, ein zu großer Perfektionismus. Wir leben in einer Welt, in der wir immer mehr von uns fordern, eine Welt, die sich immer schneller dreht. Verstehen wir das und halten das Hamsterrad regelmäßig an, verschwindet oft auch die Zuckersucht.

 

 

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Tags

Abhängigkeit, Bedürfnisse, Grund für Sucht, Sucht


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Angst vor dem Zuckerentzug?!

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  • Liebe Ilga!
    Danke für dein stets so freundliches, ermutigendes Lächeln in deinen Videos und die klaren Texte, und danke, dass du diesen Kurs hier zur Verfügung stellst!
    Ich sitze schon den ganzen Tag vor dem Computer und schaue mir Videos an zum Thema „Zuckersucht“… Jetzt möchte ich (mal wieder, aber diesmal hoffentlich richtig…) einen Versuch starten, mich davon zu befreien- und was mir dazu fehlt, ist eine kleine Gruppe oder auch nur ein Mensch, der das mit mir gemeinsam macht und wo man sich gegenseitig unterstützt. Gibt es so etwas, wie die „Anonymen Zuckersüchtigen“….?
    Ganz herzliche Grüße: Edith

    • Hallo!

      Es gibt hier und da immer mal wieder Gruppen, die sich zum Thema Zuckersucht treffen, aber so weit ich weiß, ist es leider noch nicht so weit verbreitet.

  • Hallo!
    Ich glaube auch fest daran, dass Essen uns hilft Gefühle nicht wahrzunehmen.
    Ich z.B. schaffe es immer wieder abzunehmen und mich dabei gesund und zuckerfrei zu ernähren. Dann aber wenn ich mich eigentlich gut fühle und zufrieden mit mir bin (Gewichtstechnisch), kommt der Rückfall und ich fresse wieder ohne es zu wollen.
    Nun war ich gerade diese Woche bei meiner Psychologin und habe sie gebeten, dass wir daran arbeiten. Herauszufinden, warum ich immer wieder der Zuckersucht verfalle.
    Sie hat mir (zwar sehr nett umschrieben aber deutlich) gesagt, dass ich nur schwach und faul bin und dass das „suchen“ nach einem Grund für die Rückfälle nur eine Ausrede ist.
    Ich soll mich davon lösen und mich einfach gesund ernähren und auf jeden Fall die Softgetränke weglassen. (Ach was….)
    Ich war richtig enttäuscht als ich wieder nach Hause gefahren bin.
    Es ist auch nicht der erste Versuch gewesen mit „Ärzten“ darüber zu sprechen, alle kennen das Problem nicht.
    „Iss Obst, keine Schokolade….“
    „Dann steh einfach nicht Nachts auf…“
    „Koch selber, Fast-food ist schlecht…“
    „Mach Sport..“
    Das macht mich echt traurig. Das können nur die sagen, die keine Ahnung haben! Und es macht mich ärgerlich, dass selbst Psychologen es so sehen! Klar bei massiv Übergewichtigen ist das vielleicht noch etwas anders, aber nicht bei Leuten mit 10-20 kg Übergewicht.
    Der Leidensdruck, fühlt sich für mich aber auch massiv an. Auch weil die körperlichen Symptome immer deutlicher zuspüren sind ( schlechte Nachtruhe, Antriebslosigkeit, Haarausfall, Gereiztheit…).

    Ich glaube aber fest daran, dass wir hier sind um glücklich zu sein und ich werde meinen Weg schon finden.
    Diese Seite, liebe Ilga, ist schon ein guter Anfang!

    Die besten Grüße

    • Hallo Karen!
      Dein Erlebnis hat mich so ärgerlich gemacht, dass ich dir in meiner aktuellen Podcast-Folge geantwortet habe.
      https://endlichzuckerfrei.de/podcast-frei-essen/ Die Folge heißt: Wenn das unkontrollierte Essen und das Gewicht immer wieder zurück kommt.

      Es gibt garantiert einen wichtigen Grund für dein Verhalten und auch wenn es nicht der aus dem Podcast ist, dann ist es auf keinen Fall nur fehlende Willenskraft. Lass dir das nicht einreden. 🙂

  • Diese Seite ist wirklich informativ, ich bin mit dem Thema vertraut und habe schon erfolgreiche wie auch in letzter Zeit leider gescheiterte Versuche hinter mir. Vor einigen Jahren habe ich es geschafft die Sucht zu überwinden und war sehr stolz darauf. Leider hat mich mein Perfektionismus in die Magersucht getrieben, da es mir auf einmal sehr leicht fiel abzunehmen. Meine Familie macht natürlich Druck und aus irgendeinem Grund meinten sie, dass es am besten mit Süßigkeiten ginge und ich musste regelmäßig Schokolade und Co. essen anstatt das eigentliche Problem in Angriff zu nehmen. Und so ist das passiert was ich am meisten befürchtet habe: Ich begann mit Binge eating, vorzugsweise Zucker. Durch meinen psychischen Zustand, den ganzen Ärger daheim und Schule habe ich wohl eine noch stärkere emotionale Bindung zu Zucker aufgebaut und seit dem komme ich nicht mehr davon los. Körperlich scheine ich gesund, aber psychisch bekomme ich immer mehr Probleme, aber niemand weiß das. Alles ist schließlich besser als ein halb verhungertes Mädchen… Aber ich habe leider immer noch diese Gedanken der Magersucht in meinem Kopf, nur dass ich jetzt übergewichtig bin und das ist wirklich schwer damit klar zu kommen. Es wird besser, aber Übergewicht ist schwer für mich hinzunehmen… Also habe ich vor ein paar Tagen sehr halbherzig einen neuen Versuch gewagt. Es fällt mir schwer und ich habe durchgehend ein seltsames trockenes Gefühl im Mund und mein Bauch fühlt sich leer an. So wie wenn man einen Haufen Salat isst und eigentlich voll ist, aber doch etwas zu fehlen scheint. Ich hoffe dies wird die nächsten Tage besser und ich schaffe es dem Zucker fern zu bleiben!
    Lange Geschichte, was ich eigentlich damit sagen wollte: Es fällt mir so verdammt schwer auf Zucker zu verzichten, obwohl es wahrscheinlich sehr helfen würde. Ich habe es schon einmal geschafft und kann die Feststellungen von dieser Seite nur bestätigen. Ich denke manche Leute sind einfach nicht geneigt eine Sucht zu entwickeln bzw. haben genug Ausgleich im Leben oder bereits eine andere Sucht, sodass Zucker kein großes Problem darstellt. Aber es gibt bestimmt auch viele, die ein sehr großes Problem damit haben. Und für diese Leute ist Zucker sowohl körperlich als auch psychisch schädlich!
    Meine Meinung. 🙂
    Viele liebe Grüße
    Irene

    • Danke für deine Rückmeldung.
      Dein Befinden gerade ist relativ üblich, viele klagen in den ersten Tagen über solche Symptome. Das ändert sich aber nach einer Weile. Ich kann dich nur ermutigen, weiter dran zu bleiben und die Gefühle, die dann hochkommen ernst zu nehmen.
      Alles Gute dir!

  • Hallo Ilga!
    Ich weiss, dass ich aus emotionalen Gründen (ich wurde missbraucht während meiner gesamten Kindheit) esse, komme aber trotzdem nicht davon los. Ich habe deinen Kurs einmal gemacht und er hat mir kurzfristig geholfen, doch leider bin ich wieder in meine alten Gewohnheiten abgerutscht :-(. Jetzt weiss ich auch nicht, was ich noch machen soll.
    LG Simone

    • Ui, da trägst du aber ein großes Paket!
      Ich rate immer zum Weitermachen. Das Ganze ist ein Prozess.
      Schreib‘ mir mal ne Mail.

  • Hallo Ilga,
    mit dem Bericht sprichst Du mir aus der Seele. Der Zucker ist immer mein Trostpflaster gewesen, wenn es mir nicht gut ging. Jetzt, nach Deinem Kurs, sehe ich plötzlich die Dinge, die mich emotional gestresst haben und kann sie vernünftig lösen. Vorher habe ich sie immer mit Zucker überdeckt und in mich hineingefressen.
    Ohne Zucker fühle ich mich frei 🙂

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    „Jede Reise begintt mit einem ersten Schritt“

    — Laotse


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