Wie ist das, wenn du in den Spiegel schaust? Magst du, was dir entgegen blickt, oder versuchst du, der Situation so schnell wie möglich wieder zu entgehen? Vielleicht ist es sogar noch schlimmer: Du schaust dich an und sagst dir Dinge, die du keinem anderem zumuten würdest. „Wie siehst du denn heute schon wieder aus?“, „Da ist nichts mehr zu retten!“ oder „Meine Güte, bist du fett!“
Mutest du dir Dinge zu, die du niemand anderem auf der Welt sagen würdest? Vielleicht ist das sogar schon so alltäglich geworden, dass es dir gar nicht mehr auffällt, und du automatisch abwertende Dinge über dich denkst. Wie oft erhebst du das Wort gegen dich und schimpfst innerlich, wie „doof“, „feige“ oder „unfähig“ du bist? Und wie oft formulierst du sogar laut, wie „bescheuert“ du manchmal reagiert hast, spielst deine Leistungen herunter oder wehrst Komplimente ab?
Rüdiger Dahlke sagt: „Wir gehen ins Bad, um uns fertig zu machen!“ – Kein guter Start in den Tag.
Ich habe das früher sehr ausgiebig praktiziert. Irgendwie war ich zu der Auffassung gelangt, dass man das so macht, damit man auf keinen Fall arrogant und eingebildet wird. Ich fand es extrem unangenehm, Positives über mich zu sagen und hatte die Angewohnheit, mich zur Sicherheit vor anderen abzuwerten und mir gegen die Stirn zu schlagen, wenn ich „mal wieder etwas vergessen“, „nicht gecheckt“ oder „einfach extrem blöd gehandelt“ hatte. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich während dessen einen Schlüssel in der Hand hielt, und mir die Spitze ordentlich in die Stirn rammte. Aua! – Plötzlich ahnte ich, dass dieses Verhalten nicht förderlich für mich ist.
Es dauerte noch ein paar Jahre, bis ich es besser verstand, aber diese Situation war eine gute Vorbereitung auf ein Thema, das noch eine große Rolle auf meinem Weg in die Zuckerfreiheit spielen sollte: Die Selbstliebe.
Sich gut mit sich Selbst fühlen
Wusstest du, dass die Art wie du über dich denkst, oder was du für dich empfindest, mit emotionalen Essen zusammen hängt? Menschen, die gut über sich denken, essen deutlich seltener aus seelischen Gründen. Sie kommen weniger oft in Situationen, in denen sie miese Gefühle „wegessen“ müssen. Sie haben gelernt, sich selbst so zu mögen, wie sie sind. Sie erheben kein böses Wort über sich und sparen sich so eine Menge negativer Gedanken, die zu schlechter Laune führen. Solche Menschen sind sich selbst zum besten Freund geworden. Und wenn man so unterstützt wird, braucht man nicht so oft die Hilfe von aussen.
Jetzt kannst du sagen: „Ja, klar! Aber diese Leute haben es einfach, sie sehen meist gut aus und sind sehr erfolgreich. Da kann ich nicht mithalten!“ Stimmt. Von aussen sieht das so aus. Dabei geht das eine meist nicht ohne das andere, d.h.: Sie sind so erfolgreich und schön, weil sie eben wertschätzend mit sich umgehen – und umgedreht.
Du kannst also nur noch nicht mithalten, weil du es dir nicht möglich gemacht hast. Ausstrahlung, Erfolg, Glück und ein gesundes Essverhalten geht Hand in Hand mit der wachsenden Selbstliebe. Die Qualität deines inneren Dialogs zeigt sich in deinen Emotionen, deinen Beziehungen und deinem gesamten Leben. Und so wird die Veränderung deiner Haltung zu dir dich in Situationen versetzen, in denen Heißhungerattaken keine Lösungsoption mehr sein können. „Ich bin es mir wert, meinem Körper nur noch Gutes und Nährendes anzubieten!“
Es gibt viele Ansätze, wie man lernen kann, sich besser anzunehmen. Ich zeige euch hier eine gute Übung (Louise L. Hay hat sie schon vor 40 Jahren empfohlen) dazu, die am Anfang bestimmt nicht ganz leicht fällt, aber die sich schon nach ein paar Tagen auszahlt. Man kann nämlich durch einfach Übung lernen, sich besser zu finden. Erst fühlt es sich unmöglich und unehrlich an, aber durch die reine Übung fangen wir langsam an, unseren Worten zu glauben und reagieren mit einem echten Zuneigungsgefühl. Also, lass dich am Anfang nicht davon abbringen, so unangenehm es auch sein kann.
Die Spiegel-Übung für mehr Selbstliebe
Stell‘ dich vor einen Spiegel, betrachte dich und versuche möglichst urteilsfrei zu bleiben. Dann sieh dir in die Augen und sage folgende Worte laut: „Ich liebe dich!“ oder „Ich liebe mich!“ Möglicherweise wirst du ein paar Anläufe brauchen, bis du den Satz ausspucken kannst, und allein diese Erfahrung wird dich zum Nachdenken anregen. Es kann auch sein, dass du weinen musst, dann lass es zu.
Übe diesen Satz täglich, und du wirst mit der Zeit eine Veränderung spüren. Man wächst nämlich sozusagen „in die Worte hinein“ und stellt plötzlich Dinge an sich fest, die man ganz toll findet.
Und dann versuche, deine Gedanken zu beobachten. Immer dann, wenn dir auffällt, dass du dich wieder beschimpfst, ändere die Worte in: „Trotz allem liebe ich mich!“, „Es ist vollkommen in Ordnung, wie du es machst“ oder ein anderer positiver Satz, der dich unterstützen kann. Denk‘ dabei darüber nach, was du deiner besten Freundin sagen würdest, die gerade in deiner Situation stecken würde. – Das wird ganz bestimmt eher so etwas sein wie: „Komm, ich drück‘ dich mal!“ und nicht „Iss diese Tafel Schokolade, dann ist alles wieder gut!“ – Dieses Verhalten wird deine tägliche Stimmung beeinflussen, und dich immer häufiger davor bewahren aus einem emotionalen Grund zu essen.
Ich liebe mich in diesem jetzigen Augenblick – ich will damit nicht warten, bis ich abgenommen oder einen neuen Liebhaber oder dies oder jenes gefunden habe. Dieser Moment ist meine Wirklichkeit und ich weiß, allein hier und jetzt ist der Zeitpunkt, zu dem ich anfangen kann, mich so zu lieben und anzunehmen, wie ich bin. Bedingungslose Liebe ist Liebe ohne Erwartungen, und auf diese Weise will ich mich lieben. Bedingungslose Liebe bedeutet, alles so anzunehmen, wie es ist. – Louise L. Hay
Also, fragen wir anders herum:
Wie oft sagst du nette Dinge zu dir? Wie oft tröstest du dich und hast Verständnis für deine Situation oder Handlung? Wie oft behandelst du dich, wie deine beste Freundin und machst dir Mut?
Hab‘ keine Angst, dass dich die Selbstliebe arrogant oder eingebildet macht. Dazu führen andere Probleme, wie z.B. eine Unsicherheit oder Angst. Menschen, die sich wirklich lieben, behandeln ihr Gegenüber großzügiger und toleranter, sie fühlen sich seltener verletzt und können anderen schneller verzeihen. Einfach, weil sie sich selbst nicht mehr in Frage stellen. – Ich denke, wenn wir alle wieder lernen würden, Selbstliebe zu empfinden, wären wir dem Weltfrieden sehr nahe. So verrückt, wie das klingen mag! 🙂