von Ilga Pohlmann | 2. Mai 2015 | 4 Kommentare

Leptin ist unser Freund

Unser Körper hat über eine sehr lange Zeit Mittel und Wege entwickelt, seine Nahrung zu verwerten. Die kurze Geschichte unserer modernen Ernährung hat diese Wegen noch nicht verändern können. Die Evolution ist langsamer.

Für unser Gehirn herrscht immer noch eine Zeit, in der man höchst selten süße Beeren, reife Früchte und einen Bienenstock finden konnte. Und da diese seltenen Begegnungen richtig genutzt werden sollten, baute unser System keinen Hungerstopp für Fructose ein. Gab es Süßes, konnten wir richtig zuschlagen! Vielleicht sollten wir im Herbst noch einmal richtig reinhauen, damit wir für den Winter ein paar Reserven hatten. Zucker wird nämlich sofort in Speck verwandelt, denn sobald wir Süßes essen, schüttet der Körper Insulin aus und solange Insulin im Blut ist, heißt es: „Die Fettzellen füllen!“

Unsere Fettzellen haben dafür eine ziemlich praktische Funktion. Sie bilden unseren guten Freund, ein Hormon namens Leptin. Wisst ihr warum ich Leptin so schätze? Es macht mir ein wohliges Gefühl, denn es meldet meinem Gehirn: „Ich bin satt! Es ist genug. Wir können alle sehr zufrieden sein! Das System hat Energie und kann loslegen, mit was immer es will!“

Klingt super, oder? Wäre da nicht das Insulin: Insulin behindert leider die Aufgaben von Leptin. Essen wir heutzutage ständig und immer wieder Zucker, ist unser Blut dauerhaft mit Insulin angereichert. Das Leptin wird geblockt und mit der Zeit führt das zu einer Leptinresistenz im Gehirn. Wir können kein Sättigungsgefühl mehr empfinden und so sendet das Gehirn ständigen „Hunger!“ an der Körper. Gleichzeitig leitet es ihn an, Fett zu speichern, wann immer es geht. Das Gehirn fühlt sich in einer Mangelsituation und sendet: „Oje, wir Hungern! Wir sind unterversorgt! Wir müssen aufpassen, dass wir überleben!“ und verhindert, dass wir uns noch zusätzlich überanstrengen. Die Folge davon ist, dass wir uns dauerhaft müde fühlen, denn das System teilt uns keine Energie für Bewegung zu. Im schlimmsten Fall enden wir als adipöser couch-potato.

Wir werden also nicht dick, weil wir faul und verfressen werden. Wir essen und ruhen, weil wir uns für unser Gehirn in einer Notsituation befinden. Das Gehirn wird getäuscht, es kennt diese Situation nicht und glaubt dem System. Das Leptin erreicht nicht mehr die richtigen Rezeptoren und kann nicht mehr melden, dass wir gut versorgt sind. Der dauerhaft hohe Insulinspiegel hindert es daran. Und der wiederum resultiert aus unserer sehr zuckerhaltigen modernen Ernährung.

Für mich gibt es daher nur diese logische Schlussfolgerung: eine möglichst geringe Insulinproduktion.

Bestraft euch bitte nicht, dass ihr wieder mal den Sport habt sausen lassen. Schiebt es nicht auf den „bösen inneren Schweinehund“! Euer Körper tut wahrscheinlich was er kann, um euch zu retten. Seid lieb zu ihm, denn möglicherweise hungert er und will euch vor weiterem Leid beschützen. Er weiss es nicht besser und er kann nicht anders. Gebt ihm, was er braucht, und nährt ihn gut und verantwortungsvoll. Dann wird er euch auch wieder die Energie bereit stellen, die ihr für Sport braucht.

 


Tags

Freund, Hunger, Insulin, Leptin, Mangel, Schweinehund, Sport


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Angst vor dem Zuckerentzug?!

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  • Hi!

    „Wir können kein Sättigungsgefühl mehr empfinden und so sendet das Gehirn ständigen „Hunger!“ an der Körper.“

    Weil wir Zucker eben durch die Urzeit immer und ständig essen können, bis zum geht nicht mehr, da Zucker sehr selten war. Das habe ich nun verstanden.

    „Das Gehirn fühlt sich in einer Mangelsituation und sendet: „Oje, wir Hungern! Wir sind unterversorgt! Wir müssen aufpassen, dass wir überleben!““ (verstehe ich nicht)

    Wenn wir also Insulin im Blut haben, wird Leptin was uns sättigt geblockt, bis der Blutzucker wieder runtergeht. Wenn dieser runter geht, möchte man dennoch mehr, also ein Teufelskreis. Also wird Leptin wieder geblockt.

    Wieso aber sendet das Hirn nach Zuckergenuss „Oje wir Hungern!“ und „Wir sind unterversorgt“?

    Gruß

    • Wenn das Leptin nicht mehr ins Gehirn weiter geleitet wird, bekommt es nicht die Nachricht, dass wir nicht gut versorgt sind und geht deshalb von einer Mangelsituation aus. Das ist eine krankhafte Situation und nennt sich Leptinresistenz, die in Folge von zu viel Zuckerkonsum dauerhaft auftritt.

  • Wunderbar beschrieben. Vielen Dank. Ich war/bin auch ein Zuckerjunkie und versuche seit 4 Jahren ein Vorbild für meine kleine Tochter zu sein. So schön anschaulich beschrieben habe ich diese Zusämmenhänge noch nirgends gefunden. Derzeit versuche ich auch den Kindergarten bei diesem Thema zu sensibilisieren, aber alte Gewohnheiten sitzen tief bei den Menschen … ich bleib dran, denn steter Tropfen höhlt den Stein! 🙂

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